Im Jahr 1914 wurde das Kirchenlokal der Gemeinde Stuttgart-Degerloch, das sich damals noch im Erdgeschoss eines Wohnhauses befand, eingeweiht. 1957 wurde das Gebäude durch einen seitlichen Anbau erweitert. So konnte der Kirchenraum vergrößert werden und es entstanden neue Nebenräume. Um heutigen Anforderungen gerecht zu werden, wurde im Jahr 1995 ein vollständiger Umbau durchgeführt.
Der Kirchenraum ist nun in einem separaten Baukörper untergebracht, der durch eine verglaste Zäsur vom Altbau abgelöst ist. So entstanden zwei klar ablesbare Gebäudeteile, die im Maßstab den umgebenden Mehrfamilienhäusern entsprechen. Der neue Anbau bildet mit seinen geschlossenen und offenen Scheiben einen bewussten Kontrast zur Lochfassade des Altbaus und verdeutlicht so seine Sondernutzung.
Der Kirchenraum mit seiner neu gestalteten Orgel bietet jetzt 150 Menschen Platz.
Der Baukörper von 1914 wurde renoviert und umfasst außer den Nebenräumen auch zwei Wohnungen.
Das Bauwerk wurde beim Wettbewerb "Beispielhaftes Bauen Stuttgart 1997" ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: "Der Anbau eines Kirchenraumes an ein Wohngebäude wurde mit Rücksicht auf die umgebende Wohnbebauung gut gelöst. Die gläserne Fuge zwischen Altbau und Neubau lässt dem Wohnhaus seine Einfachheit und gibt dem Kirchenraum eine würdige Ausstrahlung. Die Freiflächen um das gesamte Gebäude sind mit wohltuender Zurückhaltung angemessen gestaltet."
Die Orgel wurde im Jahr 1936 durch die Firma Franz Steirer (später Steirer-Stahl) erbaut. Sie besaß damals ein Werk mit 5 Registern. Beim ersten Umbau des Kirchengebäudes im Jahr 1957 wurde das Instrument durch die Firma Steirer-Stahl an die Anforderungen des stark vergrößerten Kirchenraums angepaßt: Es erhielt zusätzlich ein Seiten- und Pedalwerk und einige Koppeln. Außerdem wurde das Hauptwerk durch neue Register ergänzt. Insgesamt besaß die Orgel nun 13 Register.
Während des Kirchenumbaus im Jahr 1995 wurde die Orgel durch die Firma Max Offner (Kissing bei Augsburg) grundlegend neu konzipiert. Die vorhandenen elektropneumatischen Kegelladen wurden durch elektromechanische Schleifladen ersetzt. Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten in der Orgelnische konnte zudem ein Schwellwerk eingebaut werden. Vom neuen Spieltisch, mit 16fachem Registerspeicher, werden die elektrischen Steuersignale mittels modernster MIDI-Technik an die Tonventilmagnete weitergegeben.
Der Prospekt wurde nach Vorgabe des Architekten in Form eines Harfenbogens gestaltet. Die hierzu verwendeten Pfeifen sind aus 80 Prozent Zinn und alle klingend. Sie ertönen im Orgelspiel als Principal 8' und als Oktavbaß 8'. Die restlichen Register wurden, soweit es möglich war, vom Vorgängerinstrument übernommen und gründlich überholt. Die Orgel besitzt heute 14 Register mit insgesamt 818 Pfeifen.
Hauptwerk
Prinzipal 8'
Koppelflöte 8'
Oktave 4'
Blockflöte 4'
Waldflöte 2'
Mixtur 4f. 1 1/3'
Koppel II/I
Superoktavkoppel II/I
Schwellwerk
Holzgedeckt 8'
Gamba 8'
Rohrflöte 4'
Principal 2'
Quinte 1 1/3'
Tremulant
Pedal
Subbaß 16'
Oktavbaß 8'
Choralflöte 4'
Koppel I/Pedal
Koppel II/Pedal